Kostenlose Bilder sind eine B*tch. Bei schwarzen Schafen. (Versuch #6)

Creative Commons Lizenzen für Bilder sind cool. Und sie sind noch viel cooler, wenn man nicht nur Bilder verwendet, sondern selbst welche auf diverse Plattformen einstellt. Dafür liebe ich Creative Commons und andere kostenlose Bildplattformen. In diesem Artikel möchte ich aber kurz auf eine andere Seite, eine dunkle Seite der Creative Commons aufmerksam machen.

Das betrifft nicht nur die Creative Commons als solche. Auch andere kostenlose Bildplattformen aber auch kostenlose Plattformen für Musik und Videos oder Content, die in Deutschland zur Verfügung stehen, können darauf angewandt werden.

Ich liebe die Creative Commons dafür, …

… dass sich Kreative dazu entscheiden, ihr Material zu sharen und anderen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Ich erstelle jetzt nicht viele Fotos, aber auch mein Wissen z. B. im SEO-Bereich oder unter WordPress oder Excel teile ich gerne mit jedem. Ungeachtet davon, ob ich daraus einen Nutzen erziele oder nicht. Ich mache das deswegen, weil es mir Spaß macht mein Wissen oder Aufnahmen mit anderen zu teilen. Und viele Fotografen, Filmemacher, Hobby-Musiker und Leute, die gerne ihr Wissen mit anderen teilen wollen, machen das ebenso. Es ist ein Geben und nehmen. Auch wenn der andere nicht wirklich was mit meinen Infos anfangen kann, irgendjemand wird es tun, sein Wissen teilen, das wiederum dieser ersten Person helfen kann. Kreislauf nennt man das, glaub ich. Daran möchte ich gerne ein Part sein.

Ich hasse die Creative Commons dafür, …

… dass sie in Deutschland rechtlich schwarze Schafe zulässt. Jene, die Symbolfotos schießen, um sie kostenlos ins Netz zu stellen um anschließend zu schauen, wer die Lizenz nicht absolut korrekt einhält. Die sofort mit einer Abmahnung über mehrere hundert oder tausende Euro Schadensersatz abmahnen, obwohl die abgemahnten Personen auch nur mit bestem Gewissen und für die Gemeinschaft an die Sache dran gegangen ist. Obwohl dem Geschädigten effektiv kein Schaden entstanden ist. Jene, die Recht ausnutzen, was Recht aber zu ungerecht mutieren lässt. Nutznießer oder Ausnützer von Lizenzen. Das empfinde ich als Gift im System der Creative Commons und anderen kostenlosen Plattformen.

Vorher…

Vor etwa einem Jahr hatte ich mindestens alle 2 Wochen einen Artikel oder einen Podcast online gestellt. Ich hatte Feuer, war heiß, mir hat das gefallen, mein Wissen zu teilen. Ich hatte nach wenigen Folgen sogar geile Podcast-Gäste dabei wie → Christoph Rottler (A/B_Testing), → Marco Janck (Zukunft des Online Marketings), → Stefan Rudolph (Blogmarketing) oder auch → Jonas Kammerer (Adwords Expanded Text Ads) dabei. Und wir haben echt geil Wissen kostenfrei ausgetauscht, konnte jeder kostenfrei anhören und das auch ohne Gegenleistung. Klar haben sie auch jeweils einen Link von mir bekommen, aber das war keine Bedingung, sondern ein „Bonus“ von mir, weil ich es als wichtig empfand. Echt geile Sachen. Und natürlich mit meinem Social-Media-Kollegen, → Daniel Schöberl natürlich. Auch Tests mit Noindex, robots.txt oder anderen Sachen, mit denen ich auch eingeladen wurde, einen Artikel in der Website Boosting zu schreiben, hat mich extrem angefixt. Vorher… war halt alles geil und easy.

Dann: Abmahnung. Gebrandmarkt. Spirit völlig zerstört.

Und dann kam ein Brief. Eine Abmahnung einer Kanzlei aus Berlin. Warum? Ich hatte mein WordPress-Theme gewechselt. Im alten Theme war hinterlegt, dass die Bildbeschreibung als Text mit ausgegeben werden sollte, in dem ich die Lizenzbedingungen mit Urhebernennung beschrieben hatte. Im neuen Theme war das nicht hinterlegt.

Die Folge? Bei einem Artikelbild hat ein Fotograf über eine Kanzlei eine Abmahnung über 1.376,50 EUR an mich geschickt. Für eine Privatperson ist das eine ganze Menge Geld. Aber das ist nicht das, was mich tief betroffen hat. Tiefer betroffen und meinen Spirit zerstört haben mich vier Gedanken:

  1. Ich versuche immer, mein Wissen wirklich kostenfrei und ohne Gegenleistung anderen anzubieten. Solange ich nicht an einen Auftrag gebunden bin liebe ich es, anderen zu helfen. Der Bildinhaber hat das offensichtlich nicht erkennen wollen, sonst hätte er mich kostenfrei angeschrieben und mich auf den Fehler so aufmerksam gemacht, dass ich den Fehler auch ohne Anwalt behebe. Hätte ich nichts dagegen gehabt, weil vorher war es ja auch drin, nur mit dem Theme-Wechsel habe ich den Punkt übersehen, mehr nicht. Ich wollte ja dem Fotografen nicht schaden.
  2. Über eine Nachfrage bei einer bekannten Rechtsanwaltskanzlei für Online-Marketing-Recht habe ich herausbekommen, dass alleine bei dieser Kanzlei genau diese Abmahnperson mit dieser Abmahnkanzlei schon ca. 300 mal bekannt war als Gegner. Wenn man hochrechnet, wie viele Kanzleien es geben könnte und wie viele Abmahnungen in der Summe wohl insgesamt bei anderen Kanzleien eingegangen sind von dieser einen Person bzw. Kanzlei, dann kommt schon schwer das Bauchgefühl auf, es ist ein schwarzes Schaf, das Recht ausnutzt um Geld zu verdienen. Abgesehen von jenen, die lieber keinen Anwalt nehmen und lieber gleich direkt und stillschweigend bezahlen.
  3. Erschwert wurde letzteres Bauchgefühl durch eine Aussage meiner unterstützenden Kanzlei, dass jener Abmahner wohl ein eigenes CMS darauf gebaut hat. Das heißt, er muss gar nicht selbst nach Fehlern suchen, sondern er wird automatisch darauf hingewiesen und kann vollautomatisch einen Abmahnauftrag an seine Kanzlei weitergeben. Automatisches Ausnutzen von Rechtsmitteln und Rechtslücken.
  4. Und das für ein Bild, was es nicht mal wirklich wert war. Das gleiche Bild hätte ich ich im Klo von mir selbst erstellen können, weil sich im Klo ein Spiegel befindet. Ein Symboldbild. Kein wirklich gutes kreatives Bild eines Stars oder einer Landschaft, einfach nur ein Fucking Foto, das ich selbst hätte erstellen können.

Seitdem…

… hat mich das Hindernis ständig verfolgt. Ich hatte eine völlige Blockade. Und habe sie teilweise immer noch, weil mich das mitnimmt. Nicht wegen dem Geld, nicht weil ich ein Fehler gemacht habe den ich natürlich eingestehe. Aber weil ich eben das Gefühl habe, ich versuche mein Wissen zu teilen, und trotzdem versuchen mich andere auszunutzen wann immer es geht.

Man fühlt sich dann halt auch nicht mehr richtig, nicht mehr vollständig. Ich habe mich selbst dahin eingegrenzt, dass ich auch nichts mehr öffentlich gemacht habe. Keine Artikel mehr, kein Podcast mehr. Aber auch Konferenzen wollte ich nicht mehr besuchen, obwohl ich sogar Einladungen hatte und z. B. super gerne auf der Campixx oder der SMX gewesen wäre.

Es ist auch relativ hart darüber zu schreiben. Weil… das ist jetzt der sechste Artikelversuch über mehrere Monate. Fünf Artikel zum exakt gleichen Thema liegen bereits im Papierkorb. Wenn dieser es online schafft, habe ich zumindest ein Hindernis im Kopf überwunden. Weil ich teils sehr tief in einer Art Depressionsspirale gefangen wurde, in einer Spirale der Blockade war, jetzt aber langsam wieder raus komme. Hoffentlich. Vielleicht. Endlich.

Was ich gelernt habe

  • Ich persönlich benutze selbst nie wieder Symbolbilder mit Creative Commons- oder Pixelio- oder anderen Lizenzen, wenn diese nicht explizit CC0 oder unter der „do whatever you want“-Lizenz stehen.
  • Meine Sony Alpha 57 reicht völlig aus, um Bilder von mir selbst oder von anderen Dingen zu machen, um meine eigenen Symboldbilder zu erstellen. Wie eben für diesen Artikel.
  • Lass dich nie unterkriegen, auch wenn dich jemand hart anpisst. Nimm dir ne Auszeit, zieh dich zurück und komme dann später gestärkt aus der Asche.
  • Recht ist nicht immer gerecht. Wie auch im Online Marketing kann jede Chance auch ein Fall sein. Aber jeder Fall kann auch eine neue Chance aufmachen.
  • Bei Abmahungen sollten im Zweifel immer Rechtseinschätzungen von guten Rechtsanwälten eingeholt werden, damit man z. B. weitere Hintergründe und Wissen ermittelt, das dann in eine Richtung genutzt werden kann, die einem unterstützen und entweder in dem aktuellen Fall oder einem zukünftigen Fall helfen werden.
  • Und: Rechtsschutz abschließen, insbesondere Internet-Rechtsschutz mit Urheberrechtsverletzungen. Wenn da jemand einen guten Anbieter oder Lösung hat, gerne in die Kommentare. Danke dafür. 🙂

Nichtsdestotrotz bin ich noch immer etwas leicht gefesselt an der Sache. Aber das sollte sich in den nächsten Wochen und Monaten erledigen. Anstelle jetzt sofort wieder mit neuem geilen Shit loszulegen werde ich erst mal alte Artikel überarbeiten, danach sollte es wie gewohnt weiter gehen. Das ist zumindest meine Idee für die nächsten Wochen.

Danke auf jeden Fall für euren Support, eure Unterstützung und euer Verständnis dafür, dass aktuell nicht viel kommt. Danke, danke, danke. 🙂 ♥

(Ich wollte absichtlich weder den Abmahner, die Abmahnkanzlei, noch meine unterstützende Kanzlei hier nennen, da das immer falsch ausgelegt werden kann. Und nein, ich werde die auch nicht in den Comments nennen.)

Abmahnung wegen Bilderklau durch Creative Commons oder Pixelio und anderen Plattformen. Eigenes Bild.

Abmahnung wegen Bilderklau durch Creative Commons oder Pixelio und anderen Plattformen. Eigenes Bild.


6 Meinungen

  1. Avatar for Pascal Horn

    Hi Pascal,
    ich fühle mit dir! Du solltest allerdings jetzt bloß nicht aufhören, sondern weitermachen. Es gibt unzählige Leute, die auf einen neuen Podcast von dir warten und sich über neue Blogbeiträge von dir freuen würden. Es gibt immer einige wenige Menschen im Leben, die einem alles kaputt machen wollen. Wenn du mit deinem Blog jetzt aufhörst, haben diese Menschen ihr Ziel erreicht. Mach bitte weiter! 🙂

    Viele Grüße,
    -Fabian

  2. Avatar for Pascal Horn

    Hey Pascal,

    gut, das du darüber geschrieben hast – und es dann wirklich online ging. Das schafft Bewußtsein; in jeder Hinsicht. Weiter so!

  3. Avatar for Pascal Horn

    Ich wünsche dir von Herzen, dass die Blockade bald verschwindet und du weiterhin wieder (in deinen Worten) geilen Shit veröffentlichst!

    In diesem Sinne:
    Nicht unterkriegen lassen, aufstehen und weiter machen 🙂

  4. Avatar for Pascal Horn

    Hallo Pascal, ich habe noch nie einen Blog kommentiert aber ich denke jetzt ist es an der Zeit dazu! Ich lerne gerne SEO (quasi von Null) – dabei bin ich auf deinen Blog gestoßen. Ich habe viele deiner Posts gelesen und mir fleißig Notizen gemacht. Ich finde deine Arbeit toll und ich finde es wirklich klasse dass es Menschen wie dich gibt die ihr wissen teilen! Davon lebt unsere Gesellschaft und das Internet. Jeder kann mal Fehler machen und es ist schon eine Schande dass einem durch solche abgekarteten Spiele Steine in den Weg gelegt werde. Dass du dich trotzdem hast nicht unterkriegen lassen finde ich super vorbildlich! Und für mich bist du natürlich auch ein Vorbild – denn auch wenn du es nicht wusstest: ich habe viel SEO-Wissen deinem Blog zu verdanken! Um es auf den Punkt zu bringen: Hut ab! Lass dich nicht unterkriegen!

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