Kennt man demografische Merkmale seiner Benutzer wie das Alter, Geschlecht oder Wohnort, könnte man seine Webinhalte ja darauf anpassen, um dem User ein besseres Sucherlebnis zu liefern. Doch Google sagt Vorsicht: Das ist Cloaking. Was bedeutet das?
Die Frage, ob das unter Cloaking fällt, wollte ich ganz genau wissen und wen fragt man da am besten? Natürlich John Mueller vom Googe-Team in Zürich. In einem englischsprachigen Webmaster Hangout hat er meine Frage dann auch recht schnell aufgefasst und beantwortet:
Inhaltsverzeichnis
Vorsicht meint John Mueller! Cloakinggefahr!
John geht natürlich in seiner guten Manier natürlich auf das Gesamtthema und für alle möglichen Anwendungsfälle auf die Frage ein. Deshalb beschreibt er auch korrekt, dass „man es nicht zu weit treiben sollte„. Ist ein Nutzer tatsächlich eingeloggt, wie das bei Mailprovidern wie Web.de oder Google Docs der Fall sein kann, dann ist das Anpassen der Inhalte für eingeloggte Nutzer natürlich kein Problem. Die Besucher erwarten ja, dass sich der Inhalt hier auf sie anpasst.
Anders sieht es aus, wenn Besucher nicht eingeloggt sind. Aber was passiert hier eigentlich?
Was ist nochmal genau Cloaking?

Cloaking ist Black-Hat-SEO
Als Cloaking (zu deutsch etwa „verhüllend“) beschreibt man eine Black-Hat-SEO-Maßnahme mit dem Ziel, dem Googlebot andere Inhalte als dem tatsächlichen Nutzer auszuliefern um so in Suchergebnissen besser gerankt zu werden. Der Inhalt unterscheidet sich dabei nicht nur wesentlich, sondern kann auch in kleinen Dosen schon als Cloaking bezeichnet werden.
Und genau das passiert hier auch. Wir geben einigen Nutzern anderen Inhalt aus als der Suchmaschine selbst. Auch wenn wir ganz gezielt bestimmte Leute anders ansprechen wollen (wie etwa nur eine bestimmte Zielgruppe die wir kennen), so ist das Verändern des Contents in diesem Fall Cloaking.
Da Cloaking in der Regel eine aggressive Art der Rankingmanipulation darstellt, wird es auch häufig härter bestraft als andere Vergehen wie Keyword-Stuffing oder Linkkauf. Bei aggressivem Einsatz kann es sogar zum Ausschluss der kompletten Website aus den Suchergebnissen führen. Von dem her ist mit Cloaking wirklich nicht zu spaßen.
Und es macht auch Sinn, diese Form mit demografisch-anpassbaren Inhalten als Cloaking zu sehen. Nehmen wir folgendes an: Du bist auf der Suche nach einem Urlaub an der Nordsee. Wir wissen zum Beispiel über Cookies oder Refferer, dass du Strand und Wellness magst. Du suchst jetzt aber nach einem Bikeurlaub. Auf meiner Startseite habe ich einen Teilbereich für normale Nutzer dazu geschrieben, aber du findest ihn nicht, weil ich dir nur Wellnesszeug ausgebe. Wirst du zufrieden sein mit deinem Suchergebnis? Nein.
Ja, aber was, wenn…
Wenn man nur Details zusätzlich ausgeben möchte?
Das wäre dann der umgekehrte Fall des Cloakings – man gibt der Suchmaschine praktisch weniger Infos als dem realen Besucher, den man als einen der Zielgruppe identifiziert hat. Darauf geht John aktiv ein. Wenn man wirklich nur Details in seinem Content ergänzt, kann das schon OK sein. John macht aber stark darauf aufmerksam, dass man nicht einfach Inhalte ersetzen, also austauschen sollte.
Wo hier die Barriere zwischen ergänzenden Details und Cloaking liegt und ob dieser Fall überhaupt ins Cloaking fällt, das muss jeder selbst entscheiden.
wenn man nur die Reihenfolgen austauscht?
OK, ein etwas anderes Szenario könnte so lauten: Wir kennen wieder ein paar demografische Merkmale der Nutzer. Jetzt tauschen wir die Inhalte aber nicht aus, sondern verändern nur ihre Reihenfolge der Themenbereiche des Hauptcontents. Was passiert dann?
Hier wird es in der Theorie schon schwieriger, denn die Informationssumme bleibt ja identisch. Nur, dass sich die Reihenfolge des Informationstransfers anpasst. Ist das noch Cloaking? Schwer zu sagen…
wenn man nur Angebote aus der Sidebar austauscht?
In der Regel gehen wir bei Cloaking vor allem vom Hauptcontentbereich aus. Manchmal gibt es aber in der Sidebar ein kleines Angebotswidget. Was passiert, wenn man hier nur die Angebote dynamisch anpasst? Zählt das auch zu Cloaking? Oder ist der Bereich „zu klein“ und zu weit weg vom Hauptcontent, sodass er nicht in dieses Raster rein fällt? Auch das ist ohne offizielle Aussage nicht leicht zu benennen…
Ein Cloaking-Test? Hell no!
Könnte man das testen? In der Theorie ja. Aber schon nach recht kurzer Überlegung kommt man auf den Punkt, dass man es nicht testen sollte. Warum?
- Mit einem Projekt kann man es nicht testen, das wäre viel zu unaussagekräftig. Man braucht mindestens 10 Projekte, wenn nicht eigentlich sogar 100. Die ziemlich identisch, wenn nicht sogar exakt nach dem gleichen Schema funktionieren. Und dann hätte man auch nur für ein Schema eine recht aussagekräftige Arbeitsweise. Unterscheidet man die Arbeitsweise von den Tests, läuft man erneut ins Risiko.
- Es kann 99 mal gut gehen. Aber es braucht nur ein einziges Projekt, bei dem es schief geht und Google es als Cloaking einstuft.
- Ein solcher Test wäre gefährlich wie ein Atomreaktor. Die Gefahr, dass etwas schief geht, ist vielleicht relativ gering, wenn man weiß wie es geht und wie man es trotz „an-den-User-denken“ gut meint. Wenn aber etwas schief geht, dann ist die Kacke so richtig am dampfen.
Bonus: Was ist mit Responsive Content? Ist das nicht auch Cloaking?

Responsive Content. ZIP Icon: visualpharm.com (License: Linkware)
Responsive Content, also das Anpassen des Inhalts an Smartphonenutzer, ist definitiv kein Cloaking. Solange man dem mobilen Nutzer die gleichen Informationen auch in abgespeckter Version übermittelt als auf dem blumig ausgeschriebenen Content für Desktop-PCs. Was ist hier der Unterschied?
Cloaking heißt immer, dem Bot andere Inhalte zu geben als dem Nutzer. Das findet hier aber nicht statt. Sowohl der Googlebot als auch der Nutzer erhält immer entweder die komplette blumige Fassung oder eben die abgespeckte Version auf dem Smartphone (alias Google Mobile Bot).
Google kann also damit umgehen. Und ja, das hat mir John auch bestätigt. Auf der SMX München 2015. 😉
Das sagen andere zum Thema Personalisierung vs. Cloaking
- SEO Book: Personalisierte / dynamisierte Webseiten: Cloaking-Gefahr – oder nicht? (Mai 2017)