SEO Frage/Antwort: Sind reziproke Links schlecht?

In diesem Artikel wollen wir die Frage beantworten, ob das gegenseitige Verlinken zweier Websites (reziproke Verlinkung) grundsätzlich schlecht ist – oder eben nicht.

SEO-Tutorial. In einem meiner neueren Artikel → SEO: 5 Tipps, wie man wirklich gute Backlinks bekommt habe ich den Tipp gegeben, auf seinem eigenen Blog Top 3- / Top 5- / Top 10-Listen zu schreiben und die gewünschten Partner auch aktiv zu verlinken. Mit dem Ziel, die verlinkten potentiellen Partner anzuschreiben, um selbst von den verlinkten Seiten einen Gegenlink zu erhalten. Dabei wäre der Idealfall, dass man in seinem Top 10-Artikel auch 10 Links von den verlinkten Seiten selbst erhält.

Diese Form der gegenseitigen Verlinkung nennt man reziproke Verlinkung. Website A verlinkt dabei auf Website B, Website B verlinkt zurück auf Website A.

Passend dazu hat Hayo aus Köln gefragt:

Hallo Pascal,

ein interessanter Blog.
Habe mir deinen Artikel „SEO, 5 Tipps …“ durchgelesen. Die Top 10 Listen sind natürlich immer eine gute Möglichkeit der Backlink-Generierung.
Du beschreibst darin eine A-B Verlinkung. Nach meinem Kenntnisstand ist eine Verlinkung A-B C-A besser.
Ich würde gerne deine Einschätzung wissen.

Danke für deine Antwort.
Gruß aus Köln
Hayo

Nun, dann möchte ich diese Frage einmal beantworten.

Grundsätzlich: Nicht-reziproke Verlinkungen sind besser

In der Theorie sind nicht-reziproke Verlinkungen tatsächlich besser – wenn der erhaltene Link von einer gleich guten Seite stammt. Das erreicht man, indem man über drei oder vier Websites Links tauscht:

Nichtreziproke Verlinkung über 3 Wege

Nichtreziproke Verlinkung über 3 Wege

Bei dieser Form muss ein Tauschpartner über zwei Websites verfügen (in dem Fall Tauschpartner Blau). Tauschpartner Blau verlinkt auf die Website von Rot, der wiederum auf die Website C von Blau verlinkt.

Nichtreziproke Verlinkung über 4 Wege

Nichtreziproke Verlinkung über 4 Wege

Bei einem solchen Linktausch müssen beide Tauschpartner über mindestens zwei Websites verfügen. Während Tauschpartner Blau von seiner Website A auf die Website B von Tauschpartner Rot verlinkt, verlinkt dieser von seiner Website D auf die Website C von Blau.

Wie sieht die gelebte Praxis aus?

Zuerst zu den seltenen und guten Ausnahmen. Websites, die nicht nur zum Tausch gedacht sind, sondern selbst redaktionell top gepflegt werden und hohe Ansprüche an die Tauschpartner stellen. Sie wollen – alleine für Ihre Tauschseite – den Besuchern einen Mehrwert liefern. Eine eigene Community aufbauen. Den Lesern Tipps geben. Die Frage, die ein Besucher gestellt hat, auch ordentlich und sauber beantworten. Sodass es eben nicht um den Link geht, sondern um den Inhalt des Artikels, in dem der Link aus Prinzip des Qualitätsanspruchs, aber nicht aus Prinzip von SEO, geradezu drin sein muss. Wenn man mit diesen Seiten nichtreziprok tauschen kann, ist das dann – in der Theorie – deutlich besser als reziprok.

Allerdings…

Linktausch? Nein, danke.

Linktausch? Nein, danke. Eigener Screenshot – Katzenfoto: Matt Biddulph / Flickr (CC-BY-SA 2.0)

Viele SEOs und Agenturen verfügen auch über mehrere Websites, die ausschließlich zum Zwecke des Linktauschs erstellt und die sie für nicht-reziproke Verlinkungen verwenden. Und gehen dabei auf andere SEOs und Agenturen sowie Privatblogger ein, die das gleiche tun.

Die angebotenen Tauschseiten haben jedoch nur selten einen Mehrwert für den Besucher. Im Gegenteil: Häufig werden sie nur aus diesem einen SEO-Grund aufgebaut, aber weder von außen verlinkt noch anderweitig redaktionell gut gepflegt.

Von dem her ist die Qualität, die man bei solchen Tauschpartnern erhält, sehr gering. Und schlimmer noch: Zu viele Links von so schlechten Seiten kann schon lange zu Abstrafungen führen – und das wird es in naher Zukunft noch deutlich schneller und mehr.

Gute reziproke Links

Zurück zur Ausgangssituation. In meinem Artikel hatte ich beschrieben:

[…] Ein kleines Beispiel: Ist deine Seite sehr regional gefasst, kannst du die 10 besten Gaststätten deiner Umgebung in einem Artikel zusammenfassen und diese verlinken. Anschließend kurz 10 E-Mails geschrieben, wie etwa „Hey, in meinen Top 10 zu X habe ich dich erwähnt, weil du so cool bist. Wär natürlich auch cool von dir, wenn du auf deiner Seite auf meine Top 10 verweist„. Die Hemmschwelle, deine Seite zu verlinken, ist damit stark gesunken. Und du erhältst sehr leicht Backlinks von den verlinkten Seiten.

→ Zum Artikel: SEO: 5 Tipps, wie man wirklich gute Backlinks bekommt

Was passiert hier?

1. Neuer Top-Content auf deinem Blog mit Mehrwert

Auch wenn es mehr Recherche bedeutet und du mit den potentiellen Tauschpartnern möglicherweise auch vor Veröffentlichung deines Artikels interagieren musst, so erhältst du doch einen neuen Artikel auf deinem Blog. Und zwar einer, der einen absoluten Mehrwert hat. Diesen Artikel kannst du für sich selbst OnPage ideal aufbereiten.

Im Beispiel könnte ich zu „Restaurants Stuttgart“ ranken, wenn ich einen Artikel zu „Die 10 besten Restaurants in Stuttgart“ schreibe.

2. Die Backlinks der Partner

Wenn du freiwillig verlinkst, fällt die Hemmung der Tauschpartner, dich nicht auch zu verlinken. Insbesondere, wenn deine Seite schon sichtbar „etwas drauf hat“, wie etwa eine gewisse Anzahl an Fans auf Facebook oder einfach nur in der Sichtbarkeit. Ein „XY hat uns in seiner Top 10 Liste empfohlen“ ist dann schnell beim Partner irgendwo eingebunden, wenn man höflich nachfragt und den Artikel erwähnt.

Außerdem ist die Qualität der Backlinks eine deutlich andere als die von irgendwelchen SEO-Tauschblogs. Selbst wenn reziproke Links in der Theorie weniger bringen, so sind diese hier bei weitem deutlich effektiver als jene Links, die du durch einen klassischen Tausch erhältst.

3. Die Interaktion mit Besuchern

Außerdem werden die Besucher bei ihrer Suche nicht enttäuscht. Denn sie erhalten wirklich die Top 10 zu deinem Thema. Die Verweildauer steigt, der Artikel wird häufiger in sozialen Netzwerken geteilt und anderweitig empfohlen. Selbst wenn keiner der angeschriebenen potentiellen Partner einen Link gibt, so ist es langfristig wahrscheinlich, dass der Artikel auch von anderen freiwillig verlinkt wird.

Schlechte reziproke Links gibt es aber auch…

Wenn man mal die Top 10 weglässt und auf klassisches SEO zurückgeht, so gibt es aber auch die einfache gegenseitige Verlinkung. Und dann wird es banal und zu einfach.

Wenn beide Webmaster sich im Tauschgespräch dazu entscheiden, einfach auf einen bestehenden Inhalt irgendwo einen Link einzubauen… dann wird das nicht gerne von Google gesehen und der Link verliert deutlich an Stärke. Zuviel davon kann später auch bedeuten, dass deine Seite abgestraft werden kann.

Und hier sage ich immer gerne:

Wenn mir eine Information einen deutlichen Rankingvorteil verspricht und es ein manipulativer Akt der Beeinflussung des Rankings ist, dann wird dieser mit der Masse der Umsetzenden exponentiell schneller als Rankingfaktor wieder ausradiert.

Aus dem Artikel → SEO. Nicht um jeden Preis!

Oder anders: Je einfacher ein Link zu haben ist, desto wertloser ist er. Erhalte ich einen Link, den ich mir wegen hohem Qualitätsaufwand für die User selbst redlich verdient habe, kann er aber nicht schlecht wirken.

Fazit: Reziproke Links sind nicht automatisch schlecht

Es gehört schon eine gewisse Logik und Mühe hinter jede Art von guter Suchmaschinenoptimierung, dann klappt es auch mit den Webmaster-Nachbarn. Top 10 Listen auf den eigenen Blogs sind ein hervorragendes, aber nur zusätzliches Instrument im Großbereich der Suchmaschinenoptimierung. Aus ihnen können hervorragender Content mit Mehrwert für den Besucher sowie sehr gute Partnerschaften mit anderen Webmastern und Firmen entstehen. Wenn man es richtig einsetzt, sind reziproke Links also alles andere als schlecht. 😉


3 Meinungen

  1. Avatar for Pascal Horn

    Kann man das mal etwas genauer auf URL Ebene beleuchten? Dazu findet man nämlich leider nix konkretes.

    Wie ist es denn wenn 2 Seiten die thematisch perfekt zueinander passen sich gegenseitig verlinken? Sagen wir z.B. Domain A verlinkt von ihrer Startseite auf die Starseite von Domain B. Domain B wiederum linkt von einer Unterseite auf eine Unterseite von Domain A die thematisch perfekt zusammenpassen? Ist das dann auch reziprok und schlecht von Google bewertet?

    Die Ausführungen die man im Netz zu reziproker Verlinkung findet sind eher schwammig in der Definition und es scheint immer um den Tausch von Startseitenlinks zu gehen. Scheinbar hat die Diskussion um das Thema seinen Ursprung in den sogenannten Blogrolls aus alten Tagen, wo Blogger sich gegenseitig in der Sidebar verlinken.

    1. Avatar for Pascal Horn

      Hallo Joshua,

      von Reziprok sprechen wir immer, wenn eine (Unter-)Seite eine andere (Unter-)Seite verlinkt und diese gleichfalls zurück verlinkt. Also URL 1 < --> URL 2.

      Reziprok wäre nicht, dass URL 1.0 –> URL 2.0 –> URL 1.1 verlinken würde. Das hätte sicher seinen „Beigeschmack“ für dieses spezielle Thema, wäre aber nicht reziprok.

      Meine Antwort wie Google das findet wird für dich auch eher schwammig sein, aber das ist eben das Ding der Sache. Ist der Link – in reziproken als auch in allen anderen Fällen – an der Stelle sinnvoll wo du ihn einbauen möchtest ist es kein Problem für Suchmaschinen. Es kommt auf den Mehrwert für den Leser an. Ist ein Mehrwert – auch bei reziproker Verlinkung – gegeben, so stellt das absolut kein Problem für Suchmaschinen dar. Ist ein Link aber nur deswegen gegeben, nur um das eigene oder ein fremdes Ranking zu beeinflussen, sollte man eher vorsichtig sein.

      Blogrolls aus alten Tagen haben das häufig verwendet. Manche tun das auch heute noch (ich erhalte z. B. auch Links aus Footerbereichen zu meiner HTML-Sonderzeichentabelle). Schlecht fände ich es, wenn solche Links von „irgendwelchen Seiten“ kommen. In den wenigen Fällen kommen sie aber von Seiten, die technisch basiert sind und einfach nur eine Sonderzeichentabelle verlinkt haben wollen, weil es einen Mehrwert für deren Leser schafft. Ich habe keinen davon aufgebaut, die wurden freiwillig gesetzt ohne Nach- oder Anfrage. Und dann ist das auf jeden Fall in Ordnung. =)

      Schöne Grüße

      Pascal

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