Welche Berechnungsgrundlage nimmt man für eine gute und gründliche Suchmaschinenoptimierung und andere Online Marketing Bereiche, wie SEA und Social Media? In diesem Artikel möchte ich die Frage von Florian beantworten.
SEO/Online Marketing. Vor ein paar Tagen habe ich eine Anfrage von Florian bekommen, der gerade sein Masterstudienprojekt fertigstellt. Hierbei stellt er eine sehr interessante Frage, die sehr häufig als erste von Kundenseite aus fällt. Was kostet das? Was kostet SEO, was kostet SEA, was kostet Online Marketing?
Hallo Pascal,
ich hätte eine kurze Frage bezüglich eines meiner Masterstudienprojekte. Wir haben die Aufgabe eine neue Firma zu planen und nun stellt sich mir die Frage, wie viel ich pro Jahr für SEO und SEA einplanen sollte. // Notiz: Branche nachträglich entfernt
Ich bräuchte nur grobe Hausnummern, da ich wirklich nicht weiss, ob ich mit 10.000€ oder mit 50.000€ planen soll. Die Firma soll natürlich möglichst effektiv beworben und gefunden werden. Budget ist genug vorhanden.
Es ist ein realistisches Projekt, es wird also auch umgesetzt werden.
Vielen Dank vorab.
Beste Grüße
Florian
Nun, dann will ich diese schwierige Frage einmal versuchen zu beantworten. Doch zunächst:
Shortlinks innerhalb dieses Artikels:
- Der Worst Case beim Kaufen von Online Marketing Leistungen
- Der Best Case: Kunde und Online Marketing Agentur arbeiten zusammen
- Jaaaa… und was kostet SEO und SEA jetzt?
- Fazit: Es ist projektabhängig, was Online Marketing wirklich kostet…
Inhaltsverzeichnis
- 1 Der Worst Case beim Kaufen von Online Marketing Leistungen
- 2 Der Best Case: Kunde und Online Marketing Agentur arbeiten zusammen
- 3 Jaaaa… und was kostet SEO und SEA jetzt?
- 4 Umsetzung einer Strategie zwischen Unternehmen und Marketingagentur
- 5 Was kostet SEO und SEA jetzt?
Der Worst Case beim Kaufen von Online Marketing Leistungen
Das Worst Case Szenario: Ein Kunde kommt zu einer Online Marketing Agentur und fragt: „Ich möchte Online Marketing kaufen. Ich habe X Euro im Jahr zur Verfügung. Was bekomme ich bei Ihnen?“
Für einen Online Marketer ist schon das Verkaufsgespräch eine echte Herausforderung. Denn ohne konkrete Vorstellungen und Ziele hat der Kunde in vielen Fällen enorm hohe Erwartungshaltungen, die anschließend nicht erfüllt werden können. Da kann der Betrag auch weit über 10.000 Euro liegen.
Meine Erfahrung ist, dass durch das fehlende Ziel nämlich Erwartungen grundsätzlich über der tatsächlich erbrachten Leistung gestellt werden. Durch die hohe Erwartungshaltung wird unter anderem der Wunsch des Kunden gefördert, zu ganz bestimmten, hart umkämpften Money-Keywords in kürzester Zeit auf Platz 1 bei Suchmaschinen zu stehen. Mit Google Adwords lässt sich das zwar theoretisch relativ leicht anstellen, ist aber unwirtschaftlich, da man Unsummen an Cost per Clicks freisetzen muss. Nach wenigen Tagen hat man schnell sein gesamtes SEA-Budget aufgebraucht.
Mit SEO wird es noch schwerer. Durch einen niedrigen Preis und ein fixes Zeitfenster wird man schnell dazu verführt, auch billiges SEO umzusetzen. Also auch keinen für Monate und Jahre durchstrukturierten Plan und keine festen Ziele zu definieren, die man mit SEO eigentlich erreichen möchte. Mit teilweise schwerwiegenden Konsequenzen für die Website in der Zukunft, die nach einigen Monaten bereits das Risiko einer Abstrafung oder Filterung eingeht. Die Kreativität und die geile Arbeit für echt gutes SEO bleibt dann auf der Strecke, weil man sonst nicht so schnell Ergebnisse liefern kann, die den Erwartungshaltungen zumindest ansatzweise entsprechen. Doch glücklicherweise sind das nur wenige.
Der Best Case: Kunde und Online Marketing Agentur arbeiten zusammen
1. Schritt: Was sind die Erwartungshaltungen? Ziele definieren!
Die meisten Kunden haben durch Businesspläne eben ganz konkrete Ziele definiert. Diese gilt es mit einer Online Marketing Agentur abzustimmen. Dazu gehören von Seiten des Unternehmens unter anderem (natürlich branchenabhängig):
Die Situation aus Sichtweise des Kunden
- Was ist mir als Unternehmen wichtig? Markenbildung, also Steigerung der Bekanntheit im allgemeinen? Oder Produktetablierung?
- Wie sieht es mit der Konkurrenzsituation aus?
- Bei lokalen Unternehmen mit wenigen Standorten: Habe ich viel Konkurrenz in unmittelbarer Umgebung? Wie aggressiv fahren die ihre Online Marketing Kampagnen? Und gibt es im Internet Portale, die sich auf den gleichen lokalen Markt stürzen?
- Bei reinen Web-Unternehmen odernational/international agierenden Unternehmen: Wie stark ist meine Konkurrenz? Wie viel Budget schießen die ins Marketing und für welche Zwecke?
- Wie viele Besucher möchte ich in 3, 6, 12 und 24 Monaten erreichen?
- Wie viele Kunden möchte ich in diesen Zeiträumen gewinnen?
- Wie viel Umsatz möchte ich direkt oder indirekt über das Internet generieren?
- Gegebenfalls: Wie viel Besucher, Kunden und Umsatz plane ich im Offline-Bereich ein?
Und dann sollte erst die Frage gestellt werden:
- Wie viel Budget kann in den einzelnen Zeitabschnitten und insgesamt eingesetzt werden?
- Was passiert, wenn (Zwischen-)Ziele nicht erreicht werden?
- Kann sich das Unternehmen darauf einstellen?
- Sollte das Unternehmen sogar damit rechnen?
- Und wie kann man mit anderen Marketingmethoden die nicht erreichten Ziele kompensieren?
Die Situation aus Sichtweise der Online Marketing Agentur
Ganz klar, Online Marketing und ganz besonders die Suchmaschinenoptimierung sind wie beim klassischen Offline-Marketing nicht nur mit großen Chancen, sondern immer auch mit Risiken verbunden.
Deswegen ist das Wissen über die Ausgangslage des Unternehmens und die gewünschten Zielsetzungen nicht nur für den Kunden, sondern auch für die jeweilige Online Marketing Agentur von großer Bedeutung. Denn sie hilft bei den weiteren Planungen, zum Beispiel welche Mittel später den meisten Erfolg versprechen. Für Online Marketing Agenturen stellen sich also folgende Fragen:
- Gibt es bereits eine Website? Dann Analyse der Website.
- Gab es bereits vorher Online Marketing Bestrebungen? Analyse der Maßnahmen.
- Welche Maßnahmen kann die Online Marketing Agentur nicht umsetzen und muss extern eingekauft werden? SEO? SEA? E-Mail Marketing? Social Media Marketing? PR? Neue Website? Redaktion?
2. Schritt: Realistisches Szenario unter schlechten Bedingungen durchspielen

SEO und Online Marketing Strategie entwickeln. Symbolfoto: Emanuel Goldstein / Sir-DooM (Flickr / CC-BY-SA 2.0)
Als Kaufmann lernt man als eines der ersten Dinge, immer mit einem schlechten Ergebnis zu rechnen. Erst wenn ein schlechtes Ergebnis immer noch zu einer schwarzen Null führen, kann man ein Projekt angehen. Übertragen für eine Online Marketing Agentur bedeutet das,
- unter Berücksichtigung aller möglichen selbst durchführbarer Maßnahmen (ohne Fremdleistungen),
- anhand der erhofften Ziele des Kunden,
- anhand des zur Verfügung stehenden Budgets und
- anhand der gewonnenen Daten aus Konkurrenzanalyse und Potential des Unternehmens in einem Bereich
ein möglichst schlechtes, aber immerhin noch realistisches Szenario für die nächsten Zielzeiträume durchzuspielen. Das betrifft auch die Frage nach der späteren Strategie nach dem Onlinegang einer neuen Website. Welche Marketingmaßnahmen machen am Anfang mehr Sinn, welche sind langfristig erfolgsversprechender? Eine gute Strategieplanung aufgrund der gewünschten Ziele und mit Absprache des Kunden sind hier wichtig.
Gleichzeitig sollten Backup- oder Ausweichmöglichkeiten mit einbezogen werden für den Fall, dass Mitarbeiter ausfallen (aufgrund von Krankheiten oder Unfällen) oder sich die Situation in diversen Bereichen ändert (wie etwa neue Rankingkriterien im SEO oder ein starker Anstieg des CPC bei Adwords).
Erst wenn ein solches schlechtes Szenario noch erfolgsversprechend ist, kann man dem Kunden ohne großes Risiko ein gutes Online Marketing Angebot machen und an die nächsten Schritte gehen.
3. Schritt: Der Aufbau einer neuen Website
Wird eine neue Website gleich mit gekauft, so sollte eine gute Pre-Onlinephase mit ausreichend Zeit einkalkuliert werden. Denn Qualität braucht seine Zeit.
Gleichzeitig sollte eine gute Sitemap vorangelegt werden. Also eine Art Mind Map mit der späteren Seitenstruktur, anhand der später die Texte geschrieben und möglichst passenden Keywords untergebracht werden.
Randnotiz zu SEO: Ich halte es für besonders wichtig, auf den einzelnen Unterseiten einer Ebene immer nur ein Thema (in etwa ein Haupt-Keyword und deren Synonyme) zu konkretisieren. Seiten aus Gründen der Sparsamkeit mit mehreren unterschiedlichen Themen auszustatten ist meiner Meinung nach keine gute Idee, da man sie nicht konkret auf das eine Thema alleine optimieren kann. Lieber dann eine separate Unterseite zu diesem Menüpunkt schaffen, auf der alle „sonstigen“ Themen zum übergeordneten Menüpunkt aufgezählt werden. Mehr dazu aber mal später in einem separaten Artikel.
4. Schritt: Website online stellen und Online Marketing beginnen
Ist die Website fertig gestellt und alle Bugs behoben, kann die Website online gestellt werden. Jetzt stellt sich für die Online Marketing Agentur die Frage: Welche Marketing-Maßnahme fährt man zuerst, was ist nach dem Onlinegang die sinnvollste Maßnahme?
Im Idealfall vertraut der Kunde der Online Marketing Agentur hier aufgrund der Kompetenz ihrer langjährigen Erfahrung und hat auch mit der Agentur unter Schritt 2: Realistisches Szenario unter schlechten Bedingungen durchspielen gemeinsame Ziele für das Online Marketing ausgearbeitet. An diesen Zielen sollte sich die Marketingagentur dann ausrichten.
Jaaaa… und was kostet SEO und SEA jetzt?

Was kostet SEO, SEA und weiteres Online Marketing? Eigenes Bild (Pascal Horn / CC-BY-SA 3.0)
In diesen 4 Schritten habe ich noch wenig über eigentliche Kosten im Online Marketing Bereich geschrieben. Aber de facto kann man das nicht wirklich pauschalisieren. Nochmal: Die Kosten bzw. der Aufwand für ein erfolgreiches Marketingkonzept ist von folgenden Punkten abhängig:
- Welche Ziele wurden definiert?
- Wie schwer ist es, die Ziele zu erreichen?
- Wie viel Konkurrenz ist vorhanden?
- Wie stark ist die Konkurrenz aufgestellt?
- Kann ich die Konkurrenz als Partner gewinnen?
- Habe ich eine gut durchdachte und logische Website als Basis meiner Marketingmaßnahmen
- mit guten Landingpages für Adwords?
- mit informativen und top optimierten Seiten, sowohl für Besucher als auch für Suchmaschinen?
- Habe ich eine gut ausgeklügelte Online Marketing Strategie?
- Welche Maßnahmen nützen mir nach Onlinegang mehr, welche eher nach einiger Zeit?
- Welche Maßnahmen sind wie
kosten-aufwandsintensiv?
Fazit: Es ist projektabhängig, was Online Marketing wirklich kostet…
Erst wenn man diese Bereiche alle durchspielt und beantwortet, kann man ungefähr den Preis nennen, was SEO, SEA, Social Media und weitere Online Marketing Maßnahmen kosten. Von dem her kann man nie konkret pauschalisieren, was jetzt SEA oder SEO kosten.
Meine Antwort zu den Kosten von SEO und SEA – auch bei speziellen Branchen, lieber Fabian – muss also sehr undeutlich ausfallen, weil die Skala zur Berechnung der Kosten viel zu viele Variablen enthält.
Eins kann ich persönlich nur sagen und das ist sozusagen meine Keynote zum Schluss: Wenn jemand SEO oder SEA einfach nur kaufen möchte um besser zu ranken als die anderen, sollte der Kunde seine Ziele wirklich nochmal überdenken. Nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch aus Eigeninteresse heraus…
Hallo Pascal,
prima Artikel hast Du hier. Darf ich einen Link setzen? Ich habe mich nämlich gerade mal wieder richtig aufgeregt: Wir arbeiten eigentlich eher im unteren Preissegment. Aber auch hier wird von einigen Schlaumeiern noch versucht, auf Teufel komm raus zu feilschen und zu handeln. Wir haben einige Kunden, denen es im Leben nicht einfallen würde, den Preis zu drücken. Ganz einfach weil die unsere Arbeit zu schätzen wissen. Die anderen bekommen einfach eine Abfuhr. Denn nur wer den ganzen Tag am Compi sitzt und nicht weniger als sein Bestes gibt, weiß wie viel Arbeit und Herzblut in unser aller Tätigkeit steckt. Letztendlich sind die meistens von uns auch Unternehmer. 30€ Stundenlohn hört sich für einen Arbeitnehmer schon ganz ordentlich an. Für Selbständige ist das aber eigentlich ein schlechter Witz. Abgesehen davon, ist das, was wir heute zu wissen glauben, morgen schon wieder kalter Kaffee! An welchem Arbeitsplatz gibt’s denn sowas?
LG, Content-Werkstatt